Hier zwei unvollständige Fassungen des Skripts zum Video "Nichts und ein paar Bibelzitate. Eine Betrachtung des Films 'Angel’s Egg'".
Das beinahe vollendete Skript:
Angel’s
Egg bewahrt das Aussehen und das Gefühl der originalen Zeichnungen
Yoshitaka Amanos, was den Film zu einem der schönsten und
lyrischsten im animierten Medium macht. Ein japanisches Buch über
den Animationsfilm meinte einst, dass es sich bei diesem Film „mehr
um animierte Kunst als um eine Geschichte handeln“ würde. Amano
seinerseits gab bezüglich der Gestaltung des Filmbildes zu
verstehen, dass er beim Anfertigen der Zeichnungen bedachtsam
versucht habe die Welt Mamoru Oshiis zu visualisieren und deutete
gleichfalls an, dass der Film aufgrund der Ideen auf welche er
rekurriere, mehr ein Werk Oshiis als seiner selbst sei.
Dementsprechend
verbildlicht Angel’s Egg auch viele der visuellen Elemente, die für
Oshiis Filme charakteristisch sind, Ruinen und verfallende Städte,
Vögel und Federn, schwere
militärische Maschinerie,
und verwendet ferner Zitate sowie Anspielungen auf beispielsweise die
Bibel oder auch westliche Mythologien.
Mit
dem Film "Urusei_Yatsura_2:_Beautiful_Dreamer" begann Oshii damit solche Elemente in seine Werke zu integrieren und
führte sodann Motive in Angel’s Egg ein, die auch in vielen seiner
späteren Arbeiten noch präsent sein sollten.
Abgesehen
davon, dass Angel’s Egg eine Kollaboration zwischen zwei sehr
talentierten Individuen war, ist der Film vor allem dafür bekannt,
dass er außergewöhnlich schwer zu verstehen sei. Oshii selbst
meinte, dass er nicht wisse, was der Film bedeute. Ähnlich äußerte
sich Amano, der an gab, dass der Film eher eine private Geschichte
erzähle und er denke, dass es beinahe unmöglich sei ihn zu
verstehen. Weshalb es für das Publikum besser sei ihn für seine
visuellen Bilder und weniger für seine Geschichte zu sehen.
Oshiis
Weigerung die Bedeutung des Filmes zu kommentieren, ist jedoch
sinnbildlich für sein generelles Vorgehen bei der Realisierung
seiner Filme. Er sagte einst: „Letzten Endes denke ich, dass der
Direktor nicht alles über den Film weiß. Jeder meint immer, wenn
man etwas wissen möchte, muss man mit dem Direktor sprechen. Ich
denken, dass das nicht wahr ist. Meines Erachtens liegt die Antwort
in jedem einzelnen Zuschauer.“
Diese
letzte Aussage Oshiis legt nahe, dass im Sinne der
Rezeptionsästhetik, jeder Betrachter seine eigene Perspektive und
Auslegungen des Films zu erbringen habe, impliziert jedoch zeitgleich
auch, dass jeder Betrachtende gleichfalls jede Interpretation eines
anderen annehmen, sie aber auch verwerfen kann.
Folglich
ist meine Person etwas skeptisch verschiedenen Deutungen gegenüber,
etwa dass der Film eine Wahrung vor dem Übel der Überfischung im
modernen Japan sei.
Eine
andere Auslegung, die im Zerstören des Eis durch den Soldaten mit
seiner phallischen, an ein Kreuz mahnenden Waffe ein Sinnbild für
die Entjungferung des Mädchens und somit für dessen
Erwachsenwerdung sieht, da ihm seine Unschuld und sein Glaube durch
den Soldaten genommen werden würden, scheint zwar ebenfalls etwas
nebulös zu sein, ist jedoch meines Erachtens leichter aus den Szenen
des Filmes zu entlehnen, als die Problematik der Überfischung.
Oshiis
und Amanos widersprüchliche Aussagen über die mögliche Bedeutung,
welche im Film zu finden ist, gerade aus Oshiis verweigernder Haltung
heraus und Amanos Hinweis auf eine persönlichen Hintergrund weisen
aber ihrerseits durchaus auf einen in Tenshi no Tamago enthaltenen
Sinn und folglich auf denkbare Interpretationen hin.
Auch
sind nicht alle Überlegungen, die zu diesem Films formuliert wurden
derart sperrig, wie es bei den beiden bereits erwähnten der Fall
sein mag und somit vermag es die ein oder andere Idee und besser noch
Feststellung, zwar niemals wirklich verifizierbar, jedoch durchaus
imstande zu sein, ein besseres Verständnis etwa für die religiösen
Hintergründe von Angel’s
Egg
zu bieten.
Zwei
Videos, die einen ersten Überblick - einerseits über Mamoru Oshii
und andererseits über seinen Film Angel’s
Egg
vermitteln, sind in der Videobeschreibung verlinkt, werden hier aber
nicht weiter thematisiert werden.
Religiöse
Referenzen in Animes sind häufig oberflächlich und werden allzu oft
lediglich dafür genutzt dem jeweiligen Werke eine exotische und
mysteriöse Note zu verleihen, die allerdings außer diesem Effekt
keinen inhaltlichen Mehrwert bietet. Oshii andererseits verwendet
religiöse Motive in einer weitaus bedeutungsvolleren Art. Das seine
religiösen Bezüge sich ernsthaft mit den Grundproblematiken
religiöser Fragen auseinandersetzen und auch deren Wirken erkunden,
ist nicht verwunderlich für einen Mann, der einst in erwägt zog ein
Priesterseminar zu belegen. Zeichner und Oshii Mitarbeiter Jan
Scott-Frazier sagte, sich einer Konversation, die er mit Oshii über
den Gegenstand der Religion hatte, erinnernd: „Er [Oshii] kenne das
Christentum besser als es die meisten Christen tun. Er weiß was die
christliche Symbolik bedeutet. Er ist nicht nur mit den Konturen des
Dogmas vertraut, sondern kennt gleichfalls alle Aspekte bis hin zu
ihrem jeweiligen Ursprung.“
Hieraus
kann geschlussfolgert werden, dass die religiöse Metaphorik in
Oshiis Filmen nicht nur bloßer Zierrat, sondern stattdessen gedacht
ist, um eine jeweils spezielle Bedeutung zu überliefern, was es
Oshii denn auch ermöglicht Fragen der menschliche Existenz aus
religiösen und philosophischen Diskursen heraus in seine Werke
einzubinden und dem gewillten Publikum so einen breiteren Zugang zum
Gezeigten aber auch zum eigenen Sein darzulegen.
Carl
Gustav Horn, Animekritiker und regelmäßiger Verfasser von Texten,
die sich mit Oshiis Filmen auseinandersetzten, meinte hierzu: „Ich
denke die Verwendung von jüdisch-christlicher Ethik ist eine Art
intellektuelles Instrument um bohrende Existenzfragen zu stellen.
Diese ist für sehr viele Japaner faszinierend, da sie eine
Möglichkeit bildet aus den gewohnten Denkmustern auszubrechen und
jene Art von Absolutheit zu finden, die in ihrem normalen Leben nicht
existent ist.“
Bei
einer genaueren Betrachtung von Oshiis
Angel’s Egg ist
auszumachen, dass der Film, obwohl er fast ausschließlich eine
christliche Symbolik verwendet, dass seine Aussagen über den Glauben
einer sehr buddhistischen Sichtweise entstammen. Gerade in Bezug auf
die Begriffe „Leere“ und „Nichts“, die hier positiv besetzt
sind und über die und deren Hintergrund in diesem Video noch
gesprochen werden wird.
Bezüge
auf die christliche Mythologie unter Blickwinkeln buddhistischer
Grundvoraussetzungen erscheinen für Mamoru Oshii nicht unüblich zu
sein, was bereits an der nämlichen Verwendung in Ghost
in the Shell
belegbar ist.
Die
dortige Motivik steht in einer engen Beziehung zum 13. Kapitel des
ersten Briefs an die Korinther, welches lautet: „Als ich ein Kind
war, / redete ich wie ein Kind, / dachte wie ein Kind / und urteilte
wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, / legte ich ab, was Kind an mir
war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte
Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.“
Dieses Zitat wird an dieser Stelle in Ghost
in the Shell
nicht dazu verwendet um eine christliche Sicht auf eine individuelle
Identität zu bekräftigen, sondern deutet hier das 13. Kapitel des
ersten Briefs an die Korinther aus einer buddhistischen Perspektive.
Was sich in den Aussagen des Puppet-Masters bahnbricht, dass „sich
alle Dinge wandeln“ und dass es für Kusanagi an der Zeit ist, ein
Teil von allem zu werden.
„In
nur einer Generation kam der Buddhismus im 6. Jahrhundert n. Chr.
über Korea nach Japan. Durch sein Nahverhältnis zu chinesischen
Vorbildern wurde das buddhistische Dharma (Lehre) zur Staatsreligion.
Allerdings war es ein schwieriges Unterfangen, die Masse der
japanischen Schinto-Gläubigen zu bekehren. Doch die schleichende
Konvergenz von Buddhismus und Schintoismus bewerkstelligte bis ins 8.
Jahrhundert auch diese Herausforderung. Zwei große Perioden
buddhistischer Aktivität folgten in den Kaiserstädten Nara und
Kioto. So wie die Künste in beiden Städten von China inspiriert
wurden, kamen auch chinesische Denkschulen nach Japan. Zwischen dem
8. und dem 12. Jahrhundert entstanden vier bedeutende Schulen.
Paradoxerweise war es der Aufstieg des militärischen Schogunats im
12. Jahrhundert, welcher dem Zen, Japans berühmtester
Religionskultur, zu seiner Etablierung verhalf.
Im
späten 19. Jahrhundert trennten sich Buddhismus und Schintoismus
formell, und der Buddhismus verlor an Bedeutung. Der staatliche
Schintoismus mit seinem gottgleichen Kaiser befand sich um 1930 auf
seinem Höhepunkt, verlor jedoch nach 1945 seine Vorrangstellung.
Parallel erlebte der Buddhismus eine deutliche Renaissance. Die
Nachkriegswirre förderte kleine buddhistische Sekten, und die
Philosophen der Kioto-Schule
präsentierten den Zen in neuer, zeitgemäßer Interpretation.“
Zu
jener Kyoto-Schule zählt ebenfalls Keiji Nishitani,
der einer der bedeutendsten Philosophen des 20.Jahrunderts war und
dessen Werk „Was ist Religion?“, welches „zu den Grundtexten
[eben]dieses Jahrhunderts“ gehört, wie es im Vorwort der deutschen
Ausgabe heißt, bevor dort ergänzt wird: „Da dieses Werk mit der
kennzeichnenden Verspätung von zwanzig Jahren in Europa erscheint,
kann das bereits angemerkt werden“, im Folgenden noch vertiefend in
diesem Video betrachtet werden wird.
Einer
der zentralsten Punkte von „Was ist Religion?“ ist die Beziehung
von „Leere“, von „Nichts“, zur menschlichen Existenz, zum
menschlichen Glauben. Hier jedoch, macht das Buch ebenfalls schon im
Vorwort mit aller Nachdrücklichkeit deutlich, dass es gravierende
Unterschiede zwischen dem westlichen und dem japanischen Verständnis
der eigenen Religion und deren Existenzbegründung gibt. Eine
Unterscheidung, die nicht nur für das Verstehen von Oshiis Angel’s
Egg unumgänglich
zu sein scheint, sondern generell für Auslegungen von Animes
berücksichtigt werden sollte, die sich mit Existenzialismus und
oder
oder Nihilismus beschäftigen.
„,Die
Idee des Seins‘, heißt es bei Yoshinori Takeuchi, einem der
führenden Philosophen der Kyoto-Schule, ist ,der archimedische Punkt
westlichen Denkens. Nicht allein Philosophie und Theologie, die
gesamte Überlieferung der abendländischen Zivilisation dreht sich
um diesen Punkt. Im Denken des Ostens und des Buddhismus ist das
anders. Der zentrale Begriff, von dem Asiens religiöse Intuition,
sein Glaube wie sein philosophisches Denken ausgehen, ist der Gedanke
des ,Nichts‘.“
„Hatte
[Kitarō] Nishida
seine Idee des absoluten Nichts so weit wie möglich in Korrespondenz
zu europäischen Gedanken artikuliert, zieht Keiji Nishitani es vor,
sie beim buddhistischen Namen zu nennen: Sūnyatā,
Leere. Und er zeigt auf, wie auch im Osten dieser Grundgedanke der
,Leere‘ aus den Erfahrungen und Untersuchungen der Nichtigkeit zu
Tage trag, die der condition humaine
zugrundeliegt.“
Dementsprechend
heißt es im ersten Kapitel von Nishitanis Werk: „Angesichts des
Todes zum Beispiel, wenn unser Sein als solches sich scharf vor dem
Hintergrund des Nichts (nihil)
abzeichnet, und Fragen auftauchen, wie: ‚Wozu habe ich überhaupt
gelebt?‘ – ‚Woher komme ich, und wohin gehe ich?‘, dann gähnt
eine Leere, die sich durch nichts in der Welt füllen läßt. Ein
Abgrund tut sich im Grund unserer Existenz auf. Angesichts dieses
Abgrunds taugen die Dingte nichts mehr, die bisher die Inhalte
unseres Lebens ausgemacht haben.
Dieser
Abgrund liegt indessen eigentlich immer schon unserer Existenz
zugrunde. Der Tod zum Beispiel ist nicht etwas, dem wir vielleicht in
ferner Zukunft begegnen. Auf Schritt und Tritt begegnet unser Leben
dem Tod; immer schon steht es mit einem Fuß im Reich des Todes.
Stets am Rande eines Abgrunds, kann es in einem Nu zunichte werden.
Unser Dasein ist eigentlich zusammen mit Nicht-Sein entstandenes
Sein. […] Das heißt, unsere Existenz ist eine flüchtige Existenz.
Dieses Nichts macht den Sinn des Lebens sinnlos. Daß wir uns also
selbst zu einer Frage werden und nach dem Wozu unserer Existenz
fragen, zeigt an, daß das Nichts vom Grund unseres Seins her
aufgetaucht ist, und daß wir von daher dazu getrieben werden, daß
sich unser Dasein für uns selber in ein Fragezeichen verwandelt. Das
Auftauchen dieses Nichts ist nichts anderes als die Vertiefung des
Gewahrwerdens unseres eigenen Seins – welches gewöhnlich keine
solche Tiefe erreicht. Gewöhnlich bewegen wir uns unaufhörlich
vorwärts, den Blick auf das eine oder andere gerichtet.
Immer
sind wir mit etwas in uns oder außerhalb von uns beschäftigt, und
dieses Beschäftigtsein steht jenem Gewahrwerden im Weg, von dem wir
gerade gesprochen haben. Es verstellt uns die Möglichkeit, daß
jener Horizont sich auftut, innerhalb dessen wir aus unserem Dasein
eine Frage werden lassen können.“
Dieses
Nichts negiert für Nishitani somit nicht nur die Sinnhaftigkeit
menschlichen Lebens, sondern begründet gerade in diesem Sinn
verneinenden Denken den Ursprung des Buddhismus‘. Dass Mamoru
Oshii, wie bereits gesagt, christliche Symbolik unter buddhistischen
Vorzeichen in Angel’s
Egg
einsetzt, um dem Publikum Bedeutungsebenen abseits des Gezeigten zu
eröffnen, ist ganz im Verständnis, welches Nishitani von Religion
hat. Denn in „Was ist Religion“ äußert er sich wie folgt:
„Eigentlichkeit
und Ursprünglichkeit eines jeden Denkens erweisen und bewähren sich
erst in einer unbedingten Offenheit. Auch in der Begegnung der
Religionen ist Universalität ein entscheidendes Kriterium. Die
Begegnung ist nur dann wahr, wenn jede Religion bereit ist, auf den
Anruf der Wahrheit in der anderen zu hören. Jede Religion wird von
der anderen Religion in ihrem Wesen herausgefordert –
herausgefordert aus den verhärteten Vorstellungen ihrer jeweiligen
Tradition. Damit entfremden die Religionen sich nicht ihren
Ursprüngen. Offenheit ist nicht Verrat, sondern Bewahrheitung und
Bewährung des eigenen Wesens. Je tiefer man in die Abgründe der
eigenen Religion eindringt, desto näher findet man sich den Tiefen
der anderen Religionen“.
In
ähnlicher Weise verfährt Amano, der in Angel’s
Egg
– wie in vielen anderen Projekten, in welchen er seine einzigartige
Arbeitsweise behauptete – auf ein faszinierende Weise keltische und
östliche Mythologien aufeinandertreffen lässt und hierdurch
gleichzeitig ein besonderes atmosphärisches Umfeld schafft.
Zu
jenen Schattenfischen in diesem Film, Tenshi no Tamago, lässt sich
nicht nur über den christlichen Bezug auf Fische und ihre Bedeutung
für diese Religion, sondern ebenfalls auch über den Verweis auf
keltische Glaubensvorstellungen ein gewisser Mehrwert aus dem
Gezeigten extrahieren. Denn in der keltischen Mythologie findet sich
Fintan, ein Fisch, in einer gänzlich anderen Bedeutung als man sie
von der christlichen Tradition kennt. „CESAIR war die Tochter von
Bith, Sohn des Noah, und einer der frühsten Ankömmlinge in Irland.
In ihrer Geschichte wurden irische und hebräische Überlieferungen
von den Mönchen gemischt, die andeuteten, dass die ersten Siedler
Irland vor der Sintflut erreicht hätten. Obwohl Bith ein Platz in
der Arche verweigert worden war, hatte er das Glück, dass ein Gott
ihm riet, sein eigenes Schiff zu bauen. Sie segelten sieben Jahre
lang und erreichten schließlich Irland, wo Cesair FINTAN heiratete.
Als die steigenden Fluten das Land verschlangen, rettet sich Fintan
indem er sich in einen Lachs verwandelte; der Rest von Biths Familie
ertrank.“
Worauf,
nach der Überlieferung jener Mönche, die als erste die irischen
Sagen niederschrieben und hierbei wohl den ursprünglichen Mythos
abänderten, um eine Verbindung zu Noahs Nachkommen herzustellen,
„FINTAN, der Salm der Weisheit, in Nechtans Quelle der Inspiration
schwimmt, über der die Nüsse der Weisheit hängen. Fintan erlangte
seine Weisheit, indem er die ins Wasser fallenden und Blasen der
Inspiration werfenden Nüsse verschlang.“
„In
der Hoffnung, höchste Weisheit zu erlangen, fing […] [Finegas] den
Salm der Weisheit und gab ihn dem jungen FINN MACCOOL, damit er ihn
kochte. Finn verbrannte sich an dem Fisch den Finger und leckte an
der Wunde. Als Finegas nun erkannte, dass es seinem Schüler Finn
bestimmt war, die Weisheit zu erlangen, überließ er ihm großzügig
den ganzen Fisch.“
Die
Vorstellungen fangen durchaus das ein, was die Fischer in Angel’s
Egg sich wohl vom Fang des Fisches versprechen, den sie so vergeblich
zu fangen versuchen.
Dass mich persönlich der Fisch an einen Quastenflosser denken lässt,
eine lebendes Fossil, könnte durchaus auch etwas darüber, wie in
diesem Anime das Glauben an etwas von Oshii beziehungsweise von Amano
visualisiert wurde, sagen.
Vor
allem jedoch die christliche Metaphorik, die in Angel’s Egg
verwandt wurde, öffnete einer Unzahl von Spekulationen Tür und Tor.
Die symbolischen Motive ebenjenes gigantischen Schattenfischs, des
Baum des Lebens, der Taube, der mit Glasmalereien verzierten Fenster
der Kathedrale, der kreuzförmigen Waffe, welche der Soldat mit sich
herumträgt und vor allem die Referenzen an Noahs Arche und die
Sintflut hatten zahlreiche und sehr unterschiedliche Deutungen der
verschiedensten Kritikern und Kommentatoren zur Folge.
Der
Film vermittelt diese religiöse Symbolik permanent nicht nur durch
Objekte sondern auch durch Körperhaltungen und Gesten. Was besonders
an den statuenhaften Posen offensichtlich wird, welche stark an
traditionelle christliche Skulpturen erinnern und von den
Protagonisten an verbindenden Stellen der Geschichte eingenommen
werden; etwa im rituell wirkenden Erbrechen des Eis und im
kathartischen, taufgleichen Eintauchen des Mädchens ins Wasser an
zwei zentralen Stellen des Films.
Auch
stellt sich die Frage was der Engel, der im Titel des Animes benannt
wird, bezeichnet, denn er könne entweder auf das Mädchen oder aber
auf den Inhalt des Eis verweisen. Das Ebenfalls im Filmtitle erwähnte
Ei spielt eine Schlüsselrolle im japanischen Schöpfungsmythos, dem
Nihongi, eine der zwei offiziellen Aufzeichnungen die von der antiken
Geschichte Japans berichtet. Am Anfang der Welt, als Himmel und Erde
noch nicht getrennt waren, formte sie eine chaotische Masse, die
einem Ei glich, mit undeutlich zu bestimmenden Grenzen und den Keim
des Ursprungs in sich tragend. Die Legende vergleicht diese wabernde
Masse aus der sich das Universum formen sollte daher mit einem Ei,
dieses eigleiche Vorgängeruniversum kann als etwas Unreines und
Unerwünschtes betrachtet werden. In diesem Kontext markiert das Ei
ein Übergangsstadium, welches hinter sich zu bringen ist und zwar so
schnell wie möglich, um hierauf das Eigentliche zu erreichen. Dieser
mythologische Hintergrund könnte erklären, warum der Soldat in
Angel’s
Egg
so bereitwillig ist das Ei zu zerschlagen und zu sehen, was in ihm
ruht: Das Ei ist nicht wichtig für das was es ist, sondern für das,
was es werden wird.
Um
an dieser Stelle noch einmal auf Keiji Nishitani und seine
Darlegungen in „Was ist Religion“ und somit auch auf die
Denkmuster des Buddhismus zurückzukommen, könnte auch mit dem
Zerschlagen des Eis und dessen Inhalt beziehungsweise dessen Leere
die Selbstgewahrwerdung des Mädchens beginnen, die sich in der
Erwachsenwerdung des Mädchens, durch den Verlust ihrer Unschuld und
ihres Glauben zeigen kann. Die sich in der Selbstreflexion des
Eigenen angesichts der Vergänglichkeit und der mangelnden
Möglichkeit etwas Bleibendes zu schaffen begründet und sie sodann
heranreifen lässt.
Allerdings
lassen sich christliche Referenzen an ebendieser Selle auch
keineswegs leugnen. Am Beginn des Films sieht man zuerst eine Pflanze
mit einem Ei, indem ein Vogel ähnliches Geschöpf schlummert. Am
Ende von Tenshi
no Tamago
über ragt eine solche Pflanze die Arche, welche im Film zuvor noch
nicht überwuchert worden war. Nachdem das Ei durch den Eingriff des
Soldaten brach und das Mädchen in den Abgrund stürzte, worauf es zu
einer erwachsenen Frau heranreifte und ihr Odem – man Denke daran,
wie Gott in der Genesis dem Menschen Leben einhauchte – in Form von
Luftblasen an die Wasseroberfläche steigt und dort sich in der
Gestalt von Eiern zeigt, sind in der darauf folgenden Einstellung auf
einmal drei solche Eier tragenden Pflanzen auszumachen und sodann
weitere.
Im
christlichen Glauben wurden Eier schon vor hunderten von Jahren mit
Ostern assoziiert, da sie eine Sinnbild dafür sind, wie etwas
Lebendiges aus einem vorab leblos erscheinenden Ursprung entstehen
kann. Was wie gesagt ein Verweis auf die Schöpfung des Menschen ist.
Eier sind somit als Symbol für die Wiedergeburt und auch die
Wiederauferstehung Christi in Zeremonien des Christentums mindestens
seit dem Mittelalter verwandt worden, als es noch üblich war ein
gefärbtes Ei auf den Darstellungen des Grabs Christis während der
Osterliturgie zu platzieren.
Irgendwie
muss ich bei der Konstellation der beiden Protagonisten, gerade durch
ihre doch sehr von geschlechtlichen Rollenklischees determinierte
Ausrichtung an Adam und Eva denken, aber verkomplizieren wir hier
alles nicht noch unnötig. In Angel’s
Egg
scheidet das zur Frau gewordene Mädchen im Wasser wohlweislich aus
dem Leben und ist alsdann unter den betenden Statuen, die sich auf
dem sich aus dem Wasser hinan hebenden Flugobjekt befinden,
auszumachen. Allerdings ist das versteinerte Abbild, welches nun
sichtbar wird, dass des jungen Mädchen und zwar, als einzig sitzende
Statue, die das Ei in beiden Händen vor sich haltend, und nun auf
ihren Kein ruhend, als wäre es ein geweihter Gegenstand, festhält.
Was seinerseits abermals an traditionelle christliche Skulpturen
erinnert.
Erst
hier erreiche ich den eigentlichen Punkt, welchen ich mit diesem
Video adressieren wollte, nämlich „[d]ie biblische Referenz […]
aus dem Buch der Genesis […] [, die] von der Sintflut [spricht],
die das Werk des Menschen zerstört.“ In Angel’s
Egg
werden an dieser Stelle – und ich beziehe mich hier aufgrund der
weiten Verbreitung auf die Luther Übersetzung der Bibel, trotz der
teils fehlerhaften Übertragungen – einzelne Verse aus dem Buch
der Genesis zitiert.
Ab
etwa der 44. Minute berichtet der Soldat dem Mädchen von der
Sintflut und von Noah und verwendet hierfür folgende Passagen
Genesis.
Gen.
6,7 „Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von
der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und
bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, daß ich sie
gemacht habe.“
Gen.
7,4 „Denn von heute an in sieben Tagen will ich regnen lassen auf
Erden vierzig Tage und vierzig Nächte und vertilgen von dem Erdboden
alles Lebendige, das ich gemacht habe.“
Gen.
7,10 „Und als die sieben Tage vergangen waren, kamen die Wasser der
Sintflut auf Erden.“
Gen
7,11 „an diesem Tag brachen alle Brunnen der großen Tiefe auf und
taten sich die Fenster des Himmels auf und ein Regen kam auf Erden
vierzig Tage und vierzig Nächte.“
Gen
7,18 „und die Arche fuhr auf den Wassern.“
Gen
7,21 „Da ging alles Fleisch unter, das sich auf Erden regte, an
Vögeln, an Vieh, an wildem Getier und an allem, was da wimmelte auf
Erden, und alle Menschen.“
Gen
7, 23. „Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in der Arche war.“
Gen
8,8 „Danach ließ er die Taube ausfliegen, um zu erfahren, ob die
Wasser sich verlaufen hätten auf Erden.“
Gen
8,12 „Aber er harrte noch weitere sieben Tage und ließ eine Taube
ausfliegen; die kam nicht wieder zu ihm.“
Trotz
der Auslassung mancher Verse zitiert der Soldat hier den exakten
Wortlaut des Bibeltextes und dies auch in der akkuraten Reihenfolge.
Bevor er diese biblische Erzählung rezitiert gesteht der Soldat ein,
dass er nicht weiß, wer er ist oder woher er stammt. Nach dem er von
Noah und der Arche sprach, schildert er ein alternatives Ende der
Geschichte und weicht somit von den ursprünglichen Bibelversen der
Genesis ab. In dieser Erzählung berichtet er davon, wie die
Überlebenden der Flut eine Ewigkeit ziel- und planlos umhertreiben,
bis sie allesamt nach und nach ihr ehemaliges Leben vergessen haben.
Er meint, dass wohl jeder aus dem Traum von irgendjemand anderem
stamme, dass nichts wahrhaft als fühlbare unabhängige Entität
existent sei und selbst der erträumte Vogel, an welchen er sich so
lebhaft erinnere, nicht wirklich bestanden habe. Das kleine Mädchen
indes erklärt unbeirrbar, dass der fragliche Vogel existiere und
führt den Soldaten in einen anderen Teil des Gebäudes, in dem
tatsächlich ein versteinertes Skelet eines monumentalen Vogels
befindlich ist.
Der
genaue Wortlaut, den der Soldat nach dem zitierten Bibeltext ergänzt,
lautet ins Deutsche übertragen: „Wo landete der Vogel? Oder
vielleicht wurde er schwächer und vom Wasser verschluckt, niemand
konnte es sagen. So warteten die Leute auf seine Rückkehr und
warteten und wurden dem Warten überdrüssig. Sie vergaßen, dass sie
den Vogel freigelassen hatten, und vergaßen sogar, dass es einen
Vogel gegeben hatte und die Welt unter Wassern begraben war. Sie
vergaßen vor so langer Zeit woher sie kamen, wie lange sie dort
waren und wohin sie gingen, dass das Tier zu Stein geworden war. Den
Vogel den ich sah, ich kann mich nicht einmal erinnern wo und wann,
es ist solange her. Vielleicht war es ein Traum. Vielleicht
existieren du und ich und die Fische nur in den Erinnerungen einer
Person, die vergangen ist. Vielleicht existiert niemand wirklich und
draußen regnet allein es. Vielleicht existierte der Vogel niemals.“
Worauf das Mädchen erwidert: „Er existiert. Er ist dort.“
(47:40-47:48)
„Nach
dem der Soldat […] [hiervon gesprochen hat], beginnt der Regen, der
zuvor nur sachte nieselte, damit ernsthaft hinabzustürzen und die
Stadt zu fluten. Diese Parallelisierung der biblischen Geschichte mit
den Geschehnissen im Film wirkt beinahe so, als wolle der Film die
Sintflut neuerlich umzusetzen gedenkt. Während das Wasser steigt,
stehen die Fischersleute, welche umsonst beherzt versuchten den
Schattenfisch zu fangen, unbeweglich da, widerwillig oder nicht dazu
fähig einen höheren Standpunkt einzunehmen.
In
den Fischern hat Oshii nicht nur das blinde Vertrauen in Religion und
deren Heilsversprechen eingefangen (ihren Glauben daran, dass sie
imstande sind ungeachtet ihrer andauernden Fehlversuche, den Fisch zu
fangen), sondern auf den mit diesen Vorstellungen verknüpften
Fatalismus, welcher aufgrund der Überzeugung, dass sich nichts
ändern ließe, was nicht ehedem schon bestimmt sei, die Männer in
ihr Verderben zwingt.“
Dass
hier in Angel’s
Egg
auf eine Fluterzählung zurückgegriffen wird, wie es sie schon vor
der biblischen Abfassung gab, man denke nur an das Gilgameschepos,
bringt das Element der Apokalypse in diesen Film mit ein und somit
die „Vorstellung der Vernichtung der Welt [, welche] eine Idee ist,
die Japan vom christlichen Westen übernommen hat“.
Dass
diese Zitate den eigentlichen biblischen Text auf seinen rudimentären
Inhalt verkürzen, ist für die Aussage des Filmes weniger wichtig,
als das alternative Ende. Da diese Verknappung wohl lediglich auf die
Adaption des Stoffes ins Medium Film zurückzuführen ist, hierbei
jedoch keinerlei gravierenden Änderungen vollzogen werden.
In
der christlichen Vorlage (Gen 8,16 f.) öffnet Noah das Dach der
Arche nachdem die Taube ausblieb, sah das der Erdboden trocken war
und erhält sodann von Gott die Anweisung „Geh aus der Arche, du
und deine Frau, deine Söhne und die Frauen deiner Söhne mit dir.
Alles Getier, das bei dir ist, von allem Fleisch, an Vögeln, an Vieh
und allem Gewürm, das auf der Erden kriecht, das gehe heraus mit
dir, daß sie sich regen auf Erden und fruchtbar seien und sich
mehren auf Erden.“ Was in der Genesis dann auch geschieht und Noah
sodann für seinen Gott einen Altar baut, auf welchem er diesem
Brandopfer darbietet. Worauf in der Bibel zu lesen ist: „Und der
HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will
hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn
das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von
Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da
lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören
Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
Der
zentrale Unterschied der biblischen Variante entgegen der Mamoru
Oshiis ist der Umstand, dass im Anime nachdem der Vogel nicht
zurückkehrt Gott stumm bleibt und die in der Arche Harrenden sodann
in ihrer unwissenden Unsicherheit das Schiff nicht verlassen. Somit
greift das Gesagt des Soldaten das Verhängnis von religiösem
Fatalismus auf und verdeutlicht noch einmal, was der Anime ebenfalls
an den Schattenfisch jagenden Fischern, die nicht der Flut entrinnen
wollen, bereits verbildlichte.
Das
Warten der Fischer auf den Fang, das Harren des Mädchens auf das
Schlüpfen des Eis, das Zurückbleiben in der Arche in der Geschichte
des Soldaten, haben allesamt etwas gemeinsam. Ihnen gemein ist, ein
Ausharren auf ein außerkörperliches Ereignis, welches sie aus ihrem
momentanen Dasein erlösen würde. Dass der Soldat handelt und aus
sich selbst getrieben das Ei zerbricht, um heraus zu finden, was es
enthält, ist wie gesagt ein Verweis auf das Nihongi und die
Entstehungsgeschichte Japans bzw. der Welt aus dem Nichts, aber diese
Handlung weicht auch vom wartenden Gebaren aller anderen in diesem
Anime erwähnten Menschen ab.
Um
es mit Nishitani zu sagen, der alles auf das Erkennen des eigenen
Vergehen und der dadurch folgenden Negation von Sinnhaftigkeit des
individuellen Seins zurückführt, was bei ihm aber keinesfalls
fatalistisch resignierend sondern vielmehr selbstfokusierend gemeint
ist, wird dem Mädchen durch das Erbrechen des Eis nicht nur seine
Unschuld sondern damit einhergehend gleichfalls seine wartende
Haltung genommen und es übernimmt eine handelnde, selbstbestimmte
Rolle, die es neuerlich ins taufende Wasser führt, aus welchem sich
das „Mehren“ des Lebens in dieser öden Welt hierauf vollzieht.
Über
diese hier stattfindende Gewahrwerdung des Selbst, der eigenen
Gedankenwelt und dem ungeschönten Blick auf die Umwelt, die sich im
Verhältnis des Mädchens und des Eis auftut, verweist der Film von
Beginn an nicht nur vermittels seines Titels Angel’s
Egg sondern
auch vermittelt seiner Bildsprache auf den zentralen Konflikt des
Animes, der in der Erkenntnis und dem Gegeneinanderstellen von
eigenem und fremdem Verständnis liegt.
Während
das Mädchen so zu einem Teil der kollektiven Maschinerie wurde und
sodann mit dieser emporsteigt, verweilt der Soldat als der Suchende
und sich selbst und anderes Hinterfragende, der er ist, zurück in
der Welt.
Inwieweit
hier theistische oder atheistische Verhaltens- und Denkweisen gezeigt
werden, müssen die Betrachtenden für sich selbst ausmachen, da in
diesen letzten Filmszenen beides simultan nebeneinander existent ist.
Einzelne Interpreten verwiesen darauf, dass der Soldat eine Jesus
gleiche Figuration sei, was sie auf die kreuzförmige Waffe und seine
bandagierten Hände kurz bevor er das Ei erbricht stützen und in
diesem Sinne wäre er es, der die Last und Bürde auf sich nimmt und
zückbleibt, während das Mädchen entrückt wird. Jedoch fungiert
der Soldat in dieser Szene gleichfalls als vermeintlicher
Lichtbringer, der das Mädchen dazu bringten möchte den Weg ihres
Glaubens zu verlassen und den Weg der Erkenntnis zu wählen. Dass sie
allerdings am Ende himmelwärts hinansteigend mit ihrem Ei, in einer
gewissermaßen zeremoniell erscheinenden Körperhaltung, zeigt ihr
Beharren auf die eigenen Glaubensvorsellungen, ein Verhalten, das sie
mit dem Festhalten an der Existenz des Vogels bereits im Anschluss an
die biblisch variierte Geschichte, die ihr erzählt wurde, zeitigte.
Was dem Soldaten an dieser Stelle ebenso die Züge eines scheiternden
infernalischen Verführers verleit.
Am
Ende dieses Videos in dem vielerlei Dinge formuliert und fabuliert
worden sind, die jeweils für sich das individuelle Verständnis des
Films verschleiern aber auch enthüllen können, bleibt es mir nur
übrig zu sagen, das all diese erwähnten Überlegungen zumindest in
Ansätzen in Angel's
Egg
enthalten sind und ich hier lediglich versucht habe die meinigen
Impressionen deutlich zu machen. Schlußendlich kann dieses Video
doch nur Mamoru Oshii zitierend enden: "Meines Erachtens liegt
die Antwort in jedem einzelnen Zuschauer.“
„However, Angel’s
Egg retains
the look and feel of [Yoshitaka] Amano’s
original designs, making it one of the most beautiful and lyric films
in the animated medium. One Japanese animation guide has reportedly
called it ,animated art rather than story. It could be brought to a
Soho gallery theater.‘ In crafting the designs for Angel’s
Egg,
Amano has said he ,was deliberately trying to visulize
[Mamoru] Oshii’s
world,‘ indicating that because of the concepts employed, the film
was more Oshii’s than Amano’s. Many of the visual elements
characteristic of Oshii’s films are present in Angel’s
Egg: ruins
and decaying cities, birds and feathers, heavy military machinery,
and quotes and allusions to the Bible and Western mythology. Oshii
began incorporating such elemnts into his films beginning with Urusei
Yatsura: Beautiful Dreamer,
and continued to use themes in Angel’s
Egg that
are present in many of his later works. Aside from being a
collaboration between two very talented individuals, Angel’s Egg is
known for being remarkably difficult to understand. Oshii himself has
said that he does not know what the film means. Similarly, Amano has
said the film ,was a rather private story, so I’m sure it‘s
nearly impossible to understand it. So, it might be better for [the
viewers] to watch it more for the visual images than for the story.“1
„Oshii’s
reticence to comment on the meaning of the film is indicative of his
approch to filmmaking in general. He has said, ‚When it comes down
to it, I think the director doesn’t know everything about the
movie. Everyone always thinks if you want to know something, you talk
to the director. I don’t think that’s true. I think the answers
lie inside evey single viewer.‘“2
Oshiis
Aussage legt vielleicht nahe, dass im Sinne der Rezeptionsästhetik,
jeder Betrachter seine eigene Perspektive und Auslegungen des Films
zu erbringen habe, impliziert jedoch zeitgleich auch, dass jeder
Betrachtende gleichfalls jede Interpretation eines anderen annehmen,
sie aber auch verwerfen kann.
Folglich
ist meine Person etwas skeptisch den beiden Deutungen gegenüber,
dass der Film zum einen eine Wahrung vor dem Übel der Überfischung
im modernen Japan sei3 und
zum anderen dass das Zerstören des Eis durch den Soldaten mit seiner
phallischen, an ein Kreuz mahnenden Waffe für die Entjungferung des
Mädchens und somit für dessen Reifung stände, welche ihm Unschuld
und Glauben nehmen würden.4
Allerdings
sind durchaus solche Interpretationen des Films zu finden, die wenn
sie auch niemals wirklich verifizierbar sind, doch zumindest ein
besseres Verständnis für die religiösen Hintergründe von Angel’s
Egg bieten können.
„Religous
referneces in anime films are often superficial and used to impart an
exotic and mysterious flavor. Oshii, on the other hand, utilizes his
religious motifs in a much more meaningful way. Such serious
explorations of religion are not out of character for a man who once
considered attending seminary. Animator and Oshii collaborator Jan
Scott-Frazier, recalling a conversation she had with Oshii on the
topic of religion, says, ‚He knows Christianity better than most
Christians do. He knows what the Christian symbolism means. He
doesn’t just know the outlines of the dogma, he knows it all way
down.‘ From this can be deduced that religious imagery in Oshii’s
films is not mere affectation, but is intended to convey meaning.
Thus, unlike many other references to religion in anime and popular
culture in general, Oshii alludes to religion to say something deeper
about the human condition. Said Carl Gustav Horn, anime critic and a
frequent writer on Oshii’s films, ‚I think the use of
Judeo-Christian ethics is a kind of intellectual tool for probing
questions of meaning. [It is] fascinating for a lot of Japanese
because it is a way to break out of the ordinary assumptions, to find
the kind ob absolutes that may not exist in their normal lives.‘“5
Ein
genauerer Blick auf Oshiis Angel’s Egg zeigt, dass
der Film „[a]lthought […] uses Christian imagery almost
exclusively, such a message about faith has very Buddhist
associations. (Many sects of Buddism use the term ‚emptiness‘ in
a positivemanner, emphasizing self-reliance rather than reliance on a
god.)“6 Diese
Bezüge auf die christliche Mythologie unter dem Blickwinkel
buddhistischer Grundvoraussetzungen scheint für Mamoru Oshii nicht
ganz unüblich zu sein, was bereits an der nämlichen Verwendung in
einem anderen Film belegbar ist. „[I]n Ghost in the
Shell, its theme is intimately related to 1. Corinthians
13:11-12, which reads, ,When I was a child, I talked like a child.
When I became a man, I put off childish ways. For now we see through
a glass darkly; then we shall see face to face;’ however, this
quotation isn’t used to forward a Christian view of personal
identity, […]Ghost in the Shell gives 1 Corinthians
13:11-12 a Buddhist interpretation; thus, the Puppet-Master says that
,all things change’ and it’s time for Kusanagi, the heroine, ,to
become a part off all things;’ in other words, Kusanagi is like a
,child’ when she thought she had an unchanging essence or soul, but
she became ,a man’ when she realized that no one has an unchanging
soul. that all things are changing and are one with change.“7
„In
nur einer Generation kam der Buddhismus im 6. Jahrhundert n. Chr.
über Korea nach Japan. Durch sein Nahverhältnis zu chinesischen
Vorbildern wurde das buddhistische Dharma (Lehre) zur Staatsreligion.
Allerdings war es ein schwieriges Unterfangen, die Masse der
japanischen Schinto-Gläubigen zu bekehren. Doch die schleichende
Konvergenz von Buddhismus und Schintoismus bewerkstelligte bis ins 8.
Jahrhundert auch diese Herausforderung. Zwei große Perioden
buddhistischer Aktivität folgten in den Kaiserstädten Nara und
Kioto. So wie die Künste in beiden Städten von China inspiriert
wurden, kamen auch chinesische Denkschulen nach Japan. Zwischen dem
8. und dem 12. Jahrhundert entstanden vier bedeutende Schulen.
Paradoxerweise war es der Aufstieg des militärischen Schogunats im
12. Jahrhundert, welcher dem Zen, Japans berühmtester
Religionskultur, zu seiner Etablierung verhalf.
Im
späten 19. Jahrhundert trennten sich Buddhismus und Schintoismus
formell, und der Buddhismus verlor an Bedeutung. Der staatliche
Schintoismus mit seinem gottgleichen Kaiser befand sich um 1930 auf
seinem Höhepunkt, verlor jedoch nach 1945 seine Vorrangstellung.
Parallel erlebte der Buddhismus eine deutliche Renaissance. Die
Nachkriegswirren förderte kleine buddhistische Sekten, und die
Philosophen der Kioto-Schule präsentierten
den Zen in neuer, zeitgemäßer Interpretation.“8
Zu
jener Kyoto-Schule zählt ebenfalls Keiji
Nishitani, der einer der bedeutendsten Philosophen des
20.Jahrunderts war und dessen Werk „Was ist Religion?“, auf das
sich im Folgenden bezogen werden wird, „zu den Grundtexten
[eben]dieses Jahrhunderts“ gehört, wie es im Vorwort der deutschen
Ausgabe heißt, bevor dort ergänzt wird: „Da dieses Werk mit der
kennzeichnenden Verspätung von zwanzig Jahren in Europa erscheint,
kann das bereits angemerkt werden.“9
Einer
der zentralsten Punkte von „Was ist Religion?“ ist die Beziehung
von „Leere“, von „Nichts“ zur menschlichen Existenz, zum
menschlichen Glauben. Hier jedoch, macht das Buch ebenfalls schon im
Vorwort mit aller Nachdrücklichkeit deutlich, dass es gravierende
Unterschiede zwischen dem westlichen und dem japanischen Verständnis
von „Sein“ und „Leere“ geben. Eine Unterscheidung, die nicht
nur für das Verstehen von Oshiis Angel’s Egg unumgänglich
zu sein scheint, sondern generell für Auslegungen von Animes
berücksichtigt werden sollten, die sich mit Existenzialismus und
oder oder Nihilismus beschäftigen.
„,Die
Idee des Seins‘, heißt es bei Yoshinori Takeuchi, einem der
führenden Philosophen der Kyoto-Schule, ist ,der archimedische Punkt
westlichen Denkens. Nicht allein Philosophie und Theologie, die
gesamte Überlieferung der abendländischen Zivilisation dreht sich
um diesen Punkt. Im Denken des Ostens und des Buddhismus ist das
anders. Der zentrale Begriff, von dem Asiens religiöse Intuition,
sein Glaube wie sein philosophisches Denken ausgehen, ist der Gedanke
des ,Nichts‘.“10
„Hatte
[Kitarō] Nishida seine
Idee des absoluten Nichts so weit wie möglich in Korrespondenz zu
europäischen Gedanken artikuliert, zieht Nishitani es vor, sie beim
buddhistischen Namen zu nennen: sūnyatā,
Leere. Und er zeigt auf, wie auch im Osten dieser Grundgedanke der
,Leere‘ aus den Erfahrungen und Untersuchungen der Nichtigkeit zu
Tage trag, die der condition
humaine zugrundeliegt.“11
Dementsprechend
heißt es im ersten Kapitel von Nishitanis Werk: „Angesichts des
Todes zum Beispiel, wenn unser Sein als solches sich scharf vor dem
Hintergrund des Nichts (nihil) abzeichnet, und Fragen
auftauchen, wie: ‚Wozu habe ich überhaupt gelebt?‘ – ‚Woher
komme ich, und wohin gehe ich?‘, dann gähnt eine Leere, die sich
durch nichts in der Welt füllen läßt. Ein Abgrund tut sich im
Grund unserer Existenz auf. Angesichts dieses Abgrunds taugen die
Dingte nichts mehr, die bisher die Inhalte unseres Lebens ausgemacht
haben.
Dieser
Abgrund liegt indessen eigentlich immer schon unserer Existenz
zugrunde. Der Tod zum Beispiel ist nicht etwas, der wir vielleicht in
ferner Zukunft begegnen. Auf Schritt und Tritt begegnet unser Leben
dem Tod; immer schon steht es mit einem Fuß im Reich des Todes.
Stets am Rande eines Abgrunds, kann es in einem Nu zunichte werden.
Unser Dasein ist eigentlich zusammen mit Nicht-Sein entstandenes
Sein. Ins Nichts entschwindend, wieder zu sich kommend, vibriert es
über leerem Nichts. Das heißt, unsere Existenz ist eine flüchtige
Existenz. Dieses Nichts macht den Sinn des Lebens sinnlos. Daß wir
uns also selbst zu einer Frage werden und nach dem Wozu unserer
Existenz fragen, zeigt an, daß das Nichts vom Grund unseres Seins
her aufgetaucht ist, und daß wir von daher dazu getrieben werden,
daß sich unser Dasein für uns selber in ein Fragezeichen
verwandelt. Das Auftauchen dieses Nichts ist nichts anderes als die
Vertiefung des Gewahrwerdens unseres eigenen Seins – welches
gewöhnlich keine solche Tiefe erreicht. Gewöhnlich bewegen wir uns
unaufhörlich vorwärts, den Blick auf das eine oder andere
gerichtet.
Immer
sind wir mit etwas in uns oder außerhalb von uns beschäftigt, und
dieses Beschäftigtsein steht jenem Gewahrwerden im Weg, von dem wir
gerade gesprochen haben. Es verstellt uns die Möglichkeit, daß
jener Horizont sich auftut, innerhalb dessen wir aus unserem Dasein
eine Frage werden lassen können.“12
„Eigentlichkeit
und Ursprünglichkeit eines jeden Denkens erwiesen und bewähren sich
erst in einer unbedingten Offenheit. Auch in der Begegnung der
Religionen ist Universalität ein entscheidendes Kriterium. Die
Begegnung ist nur dann war, wenn jede Religion bereit ist, auf den
Anruf der Wahrheit in der anderen zu hören. Jede Religion wird von
der anderen Religion in ihrem Wesen herausgefordert –
herausgefordert aus den verhärteten Vorstellungen ihrer jeweiligen
Tradition. Damit entfremden die Religionen sich nicht ihren
Ursprüngen. Offenheit ist nicht Verrat, sondern Bewahrheitung und
Bewährung des eigenen Wesens. Je tiefer man in die Abgründe der
eigenen Religion eindringt, desto näher findet man sich den Tiefen
der anderen Religionen,
denn
die Wahrheit macht frei – allerdings läßt erst die Freiheit uns
war werden.“13
„In
vielen Formen des Buddhismus werden Alltagshandlungen wie Laubfegen
als Mittel zu Meditation benutzt. Dies gilt besonders für Zen, das
vielfältige Tätigkeiten oder Künste einschließt, die dem Anwender
helfen, einen Zustand des Verstehens zu erreichen. Dazu gehören die
Teezeremonie (Chado);
das Blumenstecken, mit der Interpretation der Natur durch Symbole
(Ikebana);
das Anlegen eines Gartens; Schönschreibkunst (Kalligraphie);
Malerei und Dichtkunst; militärische Künste wie Bogenschießen und
Fechten. In der Literatur entwickelte die Zentradition die Dichtform
des Haiku – eines Gedichts aus 17 japanischen Silben. Das Haiku
beschränkt den Ausdruck auf das Wesentliche und will einen
Augenblick wahrer Wirklichkeit einfangen […].
Landschaft
ist ein weiteres wichtiges Thema der Zenmalerei. Szenerien werden mit
geschickten Pinselstrichen auf das unbedingt Notwenige reduziert,
typische Motive sind Bäume, Berge, das Meer und menschliche
Gestalten vor einem weiträumigen Hintergrund, der als genauso
wirklich wie die einzelnen Dinge gilt. So betonen die Maler den
Glauben, daß die Alltagswelt und das Unendlichen beide Teil
derselben letztgültigen Wirklichkeit sind.“14
Flut
– Gilgameschepos
„since
the whole concept of global destruction is an idea that Japan got
from the Christian West, it makes sense that when the Americans
dropped the two atomic bombs on Japan during the Second World War, a
number of japanese understood this in apocalyptic terms.“15
„In Angel’s
Egg –
as in many other projects through which the artist has asserted his
unique signature – Amano is able to engineer mesmerizing encounters
of Celtic an Eastern mythologies, and concurrently bring to life a
uniquely atmospheric environment.“16
„The
Christian imagery utilized throughout Angel’s Egg has invited much
speculation, and the symbolic motifs oft he gigantic shadow fish, the
Tree of Life, the dove, the cathedral’s stained-glass windows, the
cross-shaped weapon carried by the character oft he warrior and the
references to Noah’s Ark and the Flood, in particular, have been
read by diverse critics and commentators as laden with
multi-accentual connotations.“17
„The
religious symbolism is consistently communicated by means not only of
objects but also of postures and gestures. This is evident in the
statuesque posees, redolent of traditional Christian sculpture,
adopted by the protagonists as several junctures in the story, in the
seemingly ritualistic breaking oft he egg, and in the girl’s
quasi-baptismal, cathartic immersion into water at two pivotal points
in the film.“18
Das
Brechen des Ei? in Ostertradition vgl. 80
Buddhistische
Betrachtung des Nichts beziehungsweise der Leere – nihongi
tradition . vgl. 80 – die zu einer Selbstgewahrwerdung des
Individuums führt
In
der keltischen Mythologie findet sich Fintan ein Fisch in einer
gänzlich anderen Bedeutung. „CESAIR war die Tochter von Bith, Sohn
des Noah, und einer der frühsten Ankömmlinge in Irland. In ihrer
Geschichte wurden irische und hebräische Überlieferungen von den
Mönchen gemischt, die andeuteten, dass die ersten Siedler Irland vor
der Sintflut erreicht hätten. Obwohl Bith ein Platz in der Arche
verweigert worden war, hatte er das Glück, dass ein Gott ihm riet,
sein eigenes Schiff zu bauen. Sie segelten sieben Jahre lang und
erreichten schließlich Irland, wo Cesair FINTAN heiratete. Als die
steigenden Fluten das Land verschlangen, rettet sich Fintan indem er
sich in einen Lachs verwandelte; der Rest von Biths Familie
ertrank.“19
„FINTAN
war der Gatte von Noahs Enkelin CESAIR. Wahrscheinlich änderten die
Mönche, die als erste die irischen Sagen niederschrieben, den
ursprünglichen Mythos ab, um eine Verbindung zu Noahs Nachkommen
herzustellen, denn Fintan überlebte als einziger eine Flut, indem er
sich in einen Lachs verwandelte.“20
„FINTAN,
der Salm der Weisheit, schwimmt in Nechtans Quelle der Inspiration,
über der die Nüsse der Weisheit hängen. Fintan erlangte seine
Weisheit, indem er die ins Wasser fallenden und Blasen der
Inspiration werfenden Nüsse verschlang.“21
„In
der Hoffnung, höchste Weisheit zu erlangen, fing […] [Finegas] den
Salm der Weisheit und gab ihn dem jungen FINN MACCOOL, damit er ihn
kochte. Finn verbrannte sich an dem Fisch den Finger und leckte an
der Wunde. Als Finegas nun erkannte, dass es seinem Schüler Finn
bestimmt war, die Weisheit zu erlangen, überließ er ihm großzügig
den ganzen Fisch.“22
Der
Engel, der im Titel des Animes benannt wird, könne entweder das
Mädchen oder aber im Ei enthalten sein.23
„The
egg plays a key role in the Japanese creation myth in the Nihongi,
one oft he two official records detailing the ancient history of
Japan. In the beginning of the world, ‚Of old Heaven and Earth were
not yet separated… they formed a chaotic mass like an egg which was
of obscurely defined limits and contained germs.‘ The legend thus
likens the swirling mass from which the universe formed to that of an
egg; by saying it ‚contained germs,‘ this egglike proto-universe
iss et apart as something unclean and undesirable. In this context,
the egg marks a transitional period to be overcome and traverse das
quickly as possible. This mythological background could explain why
the soldier in Angel’s Egg is so willing to smash the egg to see
what is inside: The egg is not important for what it is, bu for what
it will become.“24
„It
is thought that eggs came to be associated with Easter because of the
fact that with eggs, life arises from what previously seemed to be a
lifeless source. Eggs have been used as symbol of rebith and
reserrection in Christian religious ceremonies since at least the
Middle Ages, when ‚it was quite usual to place a coloured egg in
the representation of Our Lord’s tomb during the Eastern
liturgy.‘“25
Gen.
6,7 „Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von
der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und
bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, daß ich sie
gemacht habe.“26
Gen.
7,4 „Denn von heute an in sieben Tagen will ich regnen lassen auf
Erden vierzig Tage und vierzig Nächte und vertilgen von dem Erdboden
alles Lebendige, das ich gemacht habe.“27
Gen.
7,10 „Und als die sieben Tage vergangen waren, kamen die Wasser der
Sintflut auf Erden.“ 28
Gen
7,11 „an diesem Tag brachen alle Brunnen der großen Tiefe auf und
taten sich die Fenster des Himmels auf und ein Regen kam auf Erden
vierzig Tage und vierzig Nächte.“ 29
Gen
7,18 „und die Arche fuhr auf den Wassern.“30
Gen
7,21 „Da ging alles Fleisch unter, das sich auf Erden regte, an
Vögeln, an Vieh, an wildem Getier und an allem, was da wimmelte auf
Erden, und alle Menschen.“31
Gen
7, 23. „Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in der Arche
war.“32
Gen
8,8 „Danach ließ er die Taube ausfliegen, um zu erfahren, ob die
Wasser sich verlaufen hätten auf Erden.“ 33
Gen
8,12 „Aber er harrte noch weitere sieben Tage und ließ eine Taube
ausfliegen; die kam nicht wieder zu ihm.“34
„The
biblical reference is from the book of Genesis and speaks of
floodwaters coming to destroy the works of man. After the soilder
speaks oft he flood, the rain that had been drizzling begins to fall
in earnest, flooding the city. A parallel is made between the
biblical story and the events taking place in the film – it is
almost as if the film are playing out the great flood. As the
floodwaters rise, the fishermen, who have tried so valiantly in the
vain to catch the shadow fish, stand immobile, unwilling or unable to
move to higher ground. In the fishermen, Oshii caputres not only the
blind faith of religion (their belief that they will catch the fish,
in spite of their constant and consistent failures), but religion’s
fatalism as well.“35
„He
[the soldier] admits that he does not know who he is or where he
comes from either and then proceeds to recount the Biblical tale of
Noah and the Arh with an altered ending, in which the survivors of
the Flood go on drifting purposelessy for eternity, and gradually
forget their previous existence altoghether. He reckons – an axial
moment in the story – that perhaps everybody belongs to somebody
else’s dream, that nothing genuinely exists as a tangibly
independenr entity and that even the dreaming bird he so vividly
recalls may never hae actually obtained. The little girl, however,
admantly declares that the bird in question does exist, and least the
warrior to another part oft he building, where the fossilized
skeletonom a mammoth bird is indeed located.“36
Am
Beginn des Films sieht man zuerst eine Pflanze mit einem Ei, indem
ein Vogel ähnliches Geschöpf schlummert.37 Am
Ende von Tenshi no Tamago über ragt eine solche Pflanze die Arche38,
welche im Verlauf des Films zuvor noch nicht überwachsen war.
Nachdem das Ei durch den Eingriff des Soldaten brach und das Mädchen
in den Abgrund stürzte, worauf es zu einer erwachsenen Frau
heranreifte und ihr Odem – man Denke daran, wie Gott in der Genesis
dem Menschen Leben einhauchte – in Form von Luftblasen an die
Wasseroberfläche steigt und dort sich in der Gestalt von Eiern
zeigt39,
sind in der darauf folgenden Eistellung auf einmal drei solcher Eier
tragenden Pflanzen auszumachen und sodann immer mehr40.
Und
nun ist unter den betenden Statuen, die sich auf dem sich aus dem
Wasser hinan hebenden Flugobjekt befinden, auch das junge Mädchen in
einem steinernen Abbild zu erspähen, einzig sitzend, das Ei in
beiden Händen vor sich haltend, auf ihren Kein ruhend, als wäre es
ein geweihter Gegenstand.41
_____
1 Ruh, Brian: Stray dog of anime (2013). S. 49.
2 Ruh, Brian: Stray dog of anime (2013). S.60 f.
3 Vgl. Cavallaro, Dani: The cinema of Mamoru Oshii. Fantasy, technology and politics (2006). S. 80.
4 „As in many of the aforementioned anime, the young girl serves as a symbol of determined innocence. In this way the character of the young girl allows Oshii to drwa parallels between spirituality and sexuality. Angel’s Egg is the girl’s coming-of-age story; it ist he encounter between a girl, represented by the egg she carries, and a young man, first introduced astride a masculine tank. Although zhe girl asks the soldier to do no harm to that which is most precious to her (the egg), he takes it from her while she is sleeping. When he smashes the egg with a weapon that is simultaneously phallic and like the Christian cross, the girl’s innocence is destroyed along with her faith in the egg. Water is an often employed symbol of feminity in Japanese culture, and it is into water that the girl falls after the her egg has been destroyed. As she sinks deeper into the flooded ravine, the girl becomes older and begins to look more mature, symbolizing her loss of both spiritual and sexual innocence.“ In: Ruh, Brian: Stray dog of anime (2013). S. 60.
5 Ruh, Brian: Stray dog of anime (2013). S. 54 f.
6 Ruh, Brian: Stray dog of anime (2013). S. 56.
7 Barkman, Adam: Anime, manga and christianity: a comprehensive analysis. In: Journal for the Study of Religions and Ideologies, vol. 9, no. 27 (Winter 2010). S. 28
8 Lowenstein, Tom: Buddhismus - Philosophie und Meditation - Der Weg zur Erleuchtung - Heilige Stätten. Verlagsanstalt Th. Knaur, München 1998. S. 98.
9 Nishitani, Keiji: Was ist Religion? (1986). S. 30 f.
10 Nishitani, Keiji: Was ist Religion? (1986). S. 17.
11 Nishitani, Keiji: Was ist Religion? (1986). S. 27.
12 Nishitani, Keiji: Was ist Religion? (1986). S. 42 f.
13 Nishitani, Keiji: Was ist Religion? (1986). S. 34.
14 Clarke, Peter B.: Atlas der Weltreligionen. Entstehung - Glaubensinhalte - Entwicklung (1998). S. 162.
15 Barkman, Adam: Anime, manga and christianity: a comprehensive analysis. In: Journal for the Study of Religions and Ideologies, vol. 9, no. 27 (Winter 2010). S. 34
16 Cavallaro, Dani: The cinema of Mamoru Oshii. Fantasy, technology and politics (2006). S. 78 f.
17 Cavallaro, Dani: The cinema of Mamoru Oshii. Fantasy, technology and politics (2006). S. 79
18 Cavallaro, Dani: The cinema of Mamoru Oshii. Fantasy, technology and politics (2006). S. 80
19 Cotterell, Arthur: Die Enzyklopädie der Mythologien (2002). S. 112.
20 Cotterell, Arthur: Die Enzyklopädie der Mythologien (2002). S. 131.
21 Cotterell, Arthur: Die Enzyklopädie der Mythologien (2002). S. 130.
22 Ebd.
23 Vgl. Ruh, Brian: Stray dog of anime (2013). S. 55.
24 Ruh, Brian: Stray dog of anime (2013). S. 57.
25 Ruh, Brian: Stray dog of anime (2013). S. 58.
26 Deutsche Bibelgesellschaft: Die Bibel. Nach der Übersetzung Martin Luthers (1985). S. 8
27 Deutsche Bibelgesellschaft: Die Bibel. Nach der Übersetzung Martin Luthers (1985). S. 9
28 Ebd.
29 Ebd.
30 Ebd.
31 Ebd.
32 Ebd.
33 Deutsche Bibelgesellschaft: Die Bibel. Nach der Übersetzung Martin Luthers (1985). S. 10.
34 Ebd.
35 Ruh, Brian: Stray dog of anime (2013). S.56 f.
36 Cavallaro, Dani: The cinema of Mamoru Oshii. Fantasy, technology and politics (2006). S. 76 f.
37 0:00:22-0:01:11
38 1:01:30 - 1:01:57
39 1:02:16-1:03:35
40 1:03:35-1:04:45
41 1:06:00-1:07:40