Freitag, 12. Mai 2017

Der Blogeintrag ist kurz, also läuft die exzentrische Familie

Ende März gab Tomihiko Morimi ein Interview, in dem er sich zu den zwei neusten Adaptionen seiner Romane äußerte. Seine Ausführungen sollen hier stark verknappt, paraphrasiert und in teils veränderter Reihenfolge, aber dennoch so, dass seine Aussagen unverändert sind, wiedergegeben werden. 
© picti mundi/kadokawa
Morimi gibt an, dass er wohl am deutlichsten die Unterschiede, die zwischen dem Originalwerk und der jeweiligen Animeumsetzung bestehen würden, empfände. Jedoch könne es nicht sein, dass die Wörter der Romane eins zu eins mit den Abbildungen des Animes übereinstimmen, da Literatur und Animationsfilm anders operieren und dementsprechend der Roman seiner und der Anime der Imagination des Regisseurs entspringen würde. Bei „Yojouhan Shinwa Taikei“ und „Uchouten Kazoku“ sei es derart gewesen, er habe sich jedoch während des Sehens nach und nach an die Adaptionen gewöhnt.
Das Drehbuch zu „Yoruwa Mijikashi Arukeyo Otome“, im Folgenden „Die Nacht ist kurz, Mädchen lauf“ genannt, habe er, antwortet Tomihiko Morimi, auf eine Frage, da es ihm geschickt worden sei, durchgeblättert. Der Film entstamme Yuasas Interpretation, mit den Bilder, die dieser evozieren wolle, was bedinge, dass der Anime anders, aber alles in allem eine gute Mischung aus ihren Vorstellungen sei. Auch das „Kiben odori“ (詭弁 踊り), der Tanz der Sophisterei, der anscheinend für das Buch, das Elementare sei, würde im Film akkurat verbildlicht werden. Was eine Adaption dieses Romans betreffe, sei er aber immer noch im Konflikt mit sich, denn er würde „Die Nacht ist kurz, Mädchen lauf“ wie seinen Augapfel hüten (箱入り娘)
Schließlich habe er das Werke deshalb aus seiner Hand gegeben, da die Umsetzung vom Team von „The Tatami Galaxy“ betreut würde. Eine Umsetzung seines Buches wäre ihm nicht so wichtig gewesen, weshalb eine solche nur durch jemanden in Frage gekommen sei, der ihn und sein Schreiben verstände.
„Die Nacht ist kurz, Mädchen lauf“, welches das bestverkaufte Werk Morimis ist, habe sich, ungeachtet des ungewöhnlichen Inhalts, gut vertrieben, was dazu führte, dass die Leserschaft nach einer Adaption verlangte. Er selbst erachte den Roman, von dem er beim neuerlichen Lesen gar nicht mehr genau sagen könne, wie er ihn geschrieben habe, aber als das am schwersten in Bilder umzusetzende Werk seiner Person.
Um „The Tatami Galaxy“, welches sich nicht sonderlich gut verkauft hätte und dem, wenn er ehrlich sei, die schmutzigen Vorstellung eines faulen Studenten (腐れ 学生  薄汚い イメージ) anhaften würde, habe er sich nicht sonderlich gesorgt und das Werk sei aus sich selbst herausgewachsen. Der Roman von Tatami Galaxy habe, da er aus seiner frühen Schaffensphase stamme, anfänglich keinen großen Schatten geworfen, erst die Animeumsetzung und das geänderte Titelbild des Taschenbuchs hätten diesen Schatten erweitert. Bei „Die Nacht ist kurz, Mädchen lauf“, seinem Augapfel, läge der Fall allerdings anders und aus diesem Grunde wäre das aus der eigenen Hand geben des Stoffes für ihn so schwer gewesen.
© picti mundi/kadokawa
Da Tomihiko Morimi den ersten Roman von Uchouten Kazoku weit vor irgendeiner denkbaren Verfilmung schrieb, hatte er sich alle Freiheiten genommen, was ihm bezüglich der Fortsetzung weniger leicht gefallen sei. Es sei schwierig gewesen seine Vorstellungen von denen der Animefassung fernzuhalten, denn diese hätte ihren Einfluss nicht nur auf das Publikum sonder ebenfalls auch auf ihn gehabt. Dieser Umstand habe ihn dazu angeregt über die Beziehung des Romanschreibens und des Animemachens nachzudenken. Seine Methode sei es, so konstatiert er, dass er zu Beginn des Schreibprozesses die Gefühle der Hauptfigur sowie deren Umgebung aufblähen würde, woraus sich dann die Geschichte selbst ergebe. Folglich gäbe es kein genaues Konzept für die Handlung. Würde er beim Verfassen seiner Roman an eine potentielle Umsetzung oder gar an die Realität denken, wäre es ihm nicht möglich solch absonderliche Geschichten wie „Die Nacht ist kurz, Mädchen lauf“ zu schaffen. 
Die Adaptionen der ersten Staffel von „Uchouten Kazoku“ habe dazugeführt, dass viele Leute den Roman lasen, die zuvor nicht seine Zielgruppe gewesen waren. So hätten die Animeumsetzungen generell dazugeführt, dass sich die Zahl seiner Leser vergrößert hätte, was sein Überleben sichern würde und seine Publikationsmöglichkeiten, nach einer kurzzeitigen Unterbrechung, die etwa ab 2011 einsetzte, verbessert habe. Gerade der Anime von „Uchouten Kazoku“, der in dieser Unterbrechung entstand, habe seine Verkaufszahlen, obwohl er nichts publizierte, über einen längeren Zeitraum stabilisiert. Aus diesem Grund sei er dem Regisseurs für die Umsetzung sehr dankbar.
Normalerweise würde ein Buch nur in der Zusammenarbeit von Autor und Redaktion entstehen, dass er jedoch an der Produktion der zweiten Staffel von „Uchouten Kazoku“ involviert war, habe ihn positiv motiviert. Allerdings sei seine Beteiligung an den Arbeiten des Animes für sein Schreiben auch hinderlich gewesen, da die Möglichkeiten einer Umsetzung, wie auch der Produzent und der Regisseurs des Animes, ihn mit ihren Vorstellungen beeinflussten. Letztendlich habe er jedoch, da die Adaption keinen Einfluss auf das Originalwerk haben sollte und er sich stetig bessern wolle, keine Rücksicht auf den Anime beim Verfassen der Fortsetzung genommen, auch wenn dies zu schwer zu visualisierenden Bilder führte. Wenn er an seinem Roman nicht auf diese Weise geschrieben hätte, wäre jener wohl nicht vollendet worden. 

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